Fabel von Aesop

Ein großer Löwe lag im Sand und schlief. Er schnarchte laut. Ein kleines Mäuslein kam vorbei und sah den schlafenden Löwen. Es dachte bei sich: "Der Löwe liegt mir im Weg. Ich gehe aber nicht um ihn herum, ich laufe einfach über ihn hinweg."
Es lief über seine Tatze.
Es lief über seine Mähne.
Es lief über seine Stirn und dann lief es über seine Nase.
Das kitzelte den Löwen. Er wachte auf und brüllte laut: "Wer kitzelt mich an der Nase?" Der Löwe schlug mit seiner Tatze zu und packte das Mäuslein am Schwanz. Das Mäuslein piepste voller Angst: "Bitte friss mich nicht!"
"Warum nicht?" brüllte der Löwe.
Das Mäuslein piepste: "Wenn du mich laufen lässt, werde ich dir eines Tages helfen, wenn du in Not bist."
Der Löwe brüllte vor Lachen: "Du kleines Mäuslein willst mir helfen, wie soll das gehen." Aber er ließ das Mäuslein laufen. Viele Tage später fingen die Tierfänger den Löwen und fesselten ihn mit dicken Seilen an einen Baum. Der Löwe brüllte laut vor Angst. Das Mäuslein hörte ihn und rannte hin. Mit seinen spitzen Zähnen nagte es an den dicken Seilen. Es nagte und nagte und nagte, bis das Seil riss. Der Löwe war frei.
"Siehst du" piepste das Mäuschen "jetzt konnte ich dir helfen." Dann lief es davon.
Seitdem grüßt der große Löwe das kleine Mäuslein freundlich und sagt immer: "Hallo"! Und das Mäuslein grüßt mit seiner hellen Stimme zurück: "Hallo!"